Tagespflege im Land Brandenburg retten!
Die AWO LAG sieht den Erhalt von Tagespflegeeinrichtungen bedroht
Die Tagespflege ist ein zentrales Bindeglied zwischen der vollstationären und ambulanten Versorgung älterer Menschen. Sie trägt wesentlich dazu bei, die Selbstständigkeit von älteren Menschen zu erhalten, ihnen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und die Lebensqualität zu erhalten. Zugleich werden Angehörige entlastet. Schon seit mehreren Jahren gerät dieses wichtige Angebot für ältere Menschen durch starre Rahmenbedingungen und unzureichende Finanzierung unter Druck. Die Landesarbeitsgemeinschaft (AWO LAG) der Arbeiterwohlfahrt im Land Brandenburg fordert folgende schnelle Korrekturen bei den Rahmenbedingungen, damit Tagespflege auch künftig noch möglich ist.
Starre Strukturen auflösen!
Die Träger von Tagespflegeeinrichtungen benötigen dringende Anpassungen bei den Rahmenbedingungen zur Auslastungsquote. Es kommt immer wieder vor, dass Tagespflegegäste kurzfristig absagen, eine Pflegevergütung erhalten wir für diese dann nicht. Dadurch entstehen bei den Trägern finanzielle Lücken. Vorübergehende Abwesenheiten von Pflegebedürftigen müssen für eine bestimmte Anzahl an Abwesenheitstagen in voller Höhe ausgeglichen werden – so wie es in anderen Bundesländern üblich ist.
Eine weitere Problematik ist eine Belegung über die vereinbarte Platzzahl hinaus, wie es bei Festlichkeiten in der Tagespflege häufig vorkommt. Hier brauchen wir dringend flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten mit einer jahresdurchschnittlichen zugelassenen Platzzahl, damit Begegnungen und Feste weiterhin stattfinden können.
Finanzierung sichern – Höhere Leistungsbeträge nach §41 SGB XI
Die Leistungsbeträge nach §41 SGB XI reichen aufgrund der hohen Inflation der vergangenen Jahre bei weitem nicht mehr aus. Als Folge sind die vom Tagespflegegast selbst zu tragenden Eigenanteile enorm gestiegen. Die Konsequenz: Kürzung der Besuchstage durch die pflegebedürftigen Menschen, da die Eigenmittel zur Zuzahlung nicht mehr ausreichen.
Auch dauert es zu lange, bis die Kostensatzverfahren abgeschlossen sind. Das treibt die Gesamtkosten zusätzlich in die Höhe. Wir sehen hier ganz klar die Verantwortung bei den Kostenträgern, diesen Missständen durch zügige Verhandlungsverläufe, ausreichend Personal auf ihren Seiten und mit transparenten Verhandlungen entgegen zu wirken. Die Einrichtungen müssen zudem im Bereich der Investitionskosten unterstützt werden.
Pakt für Pflege nutzen – Ausbau der regionalen und kommunalen Strukturplanung!
Es fehlt eine regionale und kommunale Pflegestrukturplanung. Zwar gibt es durch den Pakt für Pflege sinnvolle Förderungen der Kommunen bei der Tagespflege. Hier braucht es aber eine langfristige Planung. Wir fordern, dass der Bedarf an Tagespflegeeinrichtungen durch Alters- und Pflegestatistiken identifiziert und gemeinsam mit Akteuren vor Ort abgestimmt wird. Nur so können Überangebote und Unterversorgungen entgegengewirkt und ein bedarfsgerechtes Angebot an Tagespflegeplätzen geschaffen werden. Auch muss es mehr Fahrdiensten geben, damit die Einrichtungen überhaupt erreichen werden können.
Steigerung der Attraktivität
Oft lehnen ältere Menschen mit einem geringen Pflegebedarf den Besuch in einer Tagespflege ab, da sie „noch keine Pflege“ brauchen. Dabei geht es in der Tagespflege vor allem um den Erhalt der Selbstständigkeit, Betreuung und Vermeidung von Isolation. Die Pflegeberatungsstellen vor Ort müssen besser vernetzt sein, um das Image der Tagespflegen zu verbessern und somit die Attraktivität zu steigern.
Pflege neu denken – Ambulante Dienste und Tagespflegen müssen zusammenarbeiten
Ambulante Dienste und Tagespflegeeinrichtungen müssen besser zusammenarbeiten. Die Tagespflege hat nicht die personellen und zeitlichen Ressourcen, um pflegerische Maßnahmen vollumfänglich durchzuführen. Daher stellen wir uns die Frage: Wieso ist es nur selten möglich, dass ambulante Pflegedienste ihre Gäste in der Tagespflege versorgen?
Wir fordern eine Stärkung der Tagespflegen durch eine bessere Finanzierung, den Ausbau von Fahrdiensten zur Sicherung der Erreichbarkeit und die Partizipation von ambulanten Pflegediensten und Tagespflegen bei der Versorgung der pflegebedürften Menschen als Verbesserung.
Die „Pflege neu denken“ ist auch Teil des Programms „1 plus 9“ der AWO LAG – ein Ziel, neun Forderungen für eine sozial gerechte Gesellschaft. Um die Pflege auch in Zukunft qualitätsgerecht, professionell und auskömmlich zu gestalten, braucht es angepasste und am Bedarf orientierte Versorgungsformen und Versorgungskonzepte sowie wirksame Maßnahmen zur Fachkräftesicherung.